Kapitel 4: Leben ist mehr

Veröffentlicht am 28. September 2024 um 00:31

Begleitet von einem Windwirbel schoss Zweistein durch das Loch im Scheunengibel und lugte mit seinen großen Kauzaugen in das halbrunde Nest im Holzbalken. Zwei winzige Äuglein blinzelten in die Nacht und ein kleiner Schnabel gähnte: "Wo kommt das ganze Glitzer her? Sag Zweistein, wo treibst du dich herum?" Die kleine Schwalbe lugte aus ihrem Nest und sah den Waldkauz fragend an. Dieser schüttelte sich, wobei noch mehr Glitzer herumwirbelte und sich auf, im und um das Nest von Schwalbe Herbert verteilte. "Na toll, herzlichen Dank du Glitzer-Kauz. Darfst gerne zum Putzen bleiben. Wo warst du denn nun?" "Beim FFEI." Herberr schaute verdutzt. "Was soll das denn sein?" Zweistein schüttelte sein Gefieder erneut. Das blöde Glitzer kitzelte ihn. "Beim Friede-Freude-Eierkuchen-Institut" "Ah!" machre Herbert "und was tut man da?" Zweistein holte aus und berichtete seinem Schwalbenfreund von den Treffen mit dem jungen Doktoranten, von den Tierexperimenten und von den Forschern, die nun mit Labormausen meditierten, um sie danach zu töten. "Und wozu das ganze Glitzer?" Zweistein winkte ab: "Das, soll eigentlich nur ablenken."

"Wie kommen die überhaupt auf so Ideen, mit Labormäusen zu meditieren? Was für ein Quatsch." Zweistein nickte: "Der junge Mann meint, die Idee kam von seinem Professor. Der ist begeisterter Meditierender, allerdings an einem sehr seltsamen Institut." "Noch ein Institut?" "Hm ja, also eher eine Organisation, die Menschen das Meditieren beibringt. Da geht der Professor jeden Abend hin. Und da hat er wohl seine Idee her, nun mittels Forschung diese Meditation berühmt zu machen." Herbert zwitscherte empört: "Und dafür müssen Tiere leiden? Nur weil sich Forschung so gut für Werbung eignet?" Zweistein räumte ein: "Ich glaube ja eher, dass sie Forschung hier zu einem falschen Zweck missbrauchen. Mein Lieblingsmensch ist ja auch Forscher. Ihm geht es aber eher darum, Wissenschaft für wichtige Fragen zu nutzen, bei denen es um Zusammenhänge in der Natur geht. Er möchte mehr verstehen und Forschung sei sein Messinstrument. Aber er sagt mir oft, dass man nicht alles mit Wissenschaft beweisen kann. Er betont auch immer wieder, dass sich Erkenntnisse ändern, widerlegt werden, dass man offen für Diskussionen sei und das das Leben noch viel komplexer sei. Darum findet er es so wichtig, das Leben an sich nicht zu vergessen." Herbert piepste: "Was meint er damit?" Zweistein gurrte: "Das Leben sei mehr als Messen und Wissen. Es sei auch Spüren und Bewegung und vor allem Begegnung." "Ahh", machte die Sxhwalbe, "Stille Begegnung! Ich verstehe. Lieblingsmensch ist scheinbar auf Wellenlinie mit uns Waldtieren. Aber jetzt, lieber Zweistein, ist auch mir nach Stille. Ich bin müde. Geh du nur auf Jagd, der Mond scheint heute hell, da wirst du Beute machen. Ach und bevor ich es vergesse, bring nicht mehr so viel Glitzer mit, das juckt ja ganz fürchterlich."

Bald schon war ein leises Schnarchen aus der Scheune zu vernehmen und durch die Nacht erklang ein melodisches "Wuhuhuhuuuu!"

 

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