Was ist Meditation?

Veröffentlicht am 20. April 2024 um 21:32

Was ist Meditation?

 

Meditation, was ist das eigentlich? Während wir mit diesem Wort meist im Schneidersitz verharrende Menschen auf Yogamatten oder in Klöstern assoziieren, ist vielen gar nicht klar, worum es im Grunde geht. In der westlichen Welt verbindet man diese Technik oft mit dem Ziel, Entspannung zu erreichen, wohin gegen mit Blick auf asiatische Länder die spirituelle Suche im Vordergrund zu liegen scheint. Das, was wir Meditation nennen, hat seinen Ursprung in buddhistischen Traditionen und ist in ein traditionelles und spirituelles System verankert. Doch auch im Christentum oder Islam kennt man die Meditation, hier im Sinne einer kontemplativen Versenkung. Im konsumorientierten Westen versuchen Gesundheitsexperten das Meditieren von Religionen abgekoppelt den Menschen näher zu bringen.

Mittels Meditation kann die sogenannte Stille erfahren werden, was alleine oder gemeinsam mit anderen Menschen oder auch mit Tieren möglich ist. Bevor wir zu Techniken der Meditation mit Tieren kommen, gehen wir tiefer in die Frage, was die Kernelemente sind und fokussieren Methoden, die die Stille in den Mittelpunkt stellen.

 

Meditation aus traditionell buddhistischer Sich ist eine Schulung des Geistes. Sie ist allen Menschen unabhängig vom Bildungsstand und Gesellschaftsschicht zugängig. Erfahrungen und Erkenntnisse durch den Prozess der Meditation schulen den Geist. Ein besonderes Anliegen ist, alte Konditionierungen zu erkennen, besonders solche, die kontraproduktiv das Leben erschweren. Werden sie erkannt, ist Veränderung möglich. Meditation hilft zudem bewusster und sensibler wahrzunehmen. Die beruhigende und entspannende Wirkung wird nützlich, um größere emotionale Stabilität zu erlangen. Nichtspirituelle Meditationsprogramme propagieren häufig positive Effekte wie Verbesserung und Linderung von Stress, Angst und Depression sowie erhöhter Konzentrationskraft. Dies sind mögliche Nebeneffekte, bei tieferem Interesse am Meditieren jedoch nicht primäres Ziel. Desweiteren sollte man dieses Geisttraining nicht angehen, um glückvollen Zuständen hinterherzujagen. Glückseligkeit, Heiterkeit, Gelassenheit und Freude können auftreten, sind jedoch vorübergehende Geisteszustände, welche nicht vor schädigenden Zuständen wie Gier oder Abneigung schützen. Angenehme Geisteszustände sollten daher nicht zum Selbstzweck der Meditation werden, noch als Zuflucht unantastbar werden lassen. Sie dienen vielmehr als Mittel für die weitere Entwicklung und Schulung des Geistes. Tiefer gehende spirituelle Ziele der Meditation sind Einsicht und Weisheit und das Nutzen dieser zur Verwirklichung von Liebe und Mitgefühl allen Wesen gegenüber. In der intuitiven Erkenntnis, dass alles Leben wechselseitig miteinander verbunden ist, liegt das spirituelle Ziel der Meditation nach buddhistischen Lehren.

Die Kunst der Meditation besteht darin, voll bewusst das Leben zu gestalten. Der Zeitraum von Geburt bis Tod ist voll von Gedanken, Gefühlen und Handlungen. Hieraus aus bewussten Entscheidungen ein kreatives Werk zu gestalten, ist ein kreativer Prozess. Dabei zählt jedoch nicht, besonders viele Werke zu erschaffen, sondern die Qualität jeder bewussten Erfahrung und auch, welchen Einfluss dies auf andere hat. Damit wir kreativ und frei das Leben gestalten können, brauchen wir die Kenntnis darüber, wie unser schaffender Geist funktioniert und wovon er beeinflusst wird. Nur wenn wir das Rohmaterial kennen, können wir damit umgehen. Unsere persönliche Realität entsteht aus einem ständigen Strom entstehender Gedanken, Gefühle und Emotionen sowie den daraus resultierenden Handlungen. Erst wenn wir uns dessen bewusst werden, können wir frei und bewusst entscheiden und kreativ werden. So verstanden ist Meditation keine Technik zum Selbstzweck der Entspannung, Glücksfindung oder Wellness für den Einzelnen, sondern als Handwerk eines spirituellen Systems mit darüber hinaus reichenden Zielen zu verstehen. Je nach spirituelle Weltsicht und Richtung variiert die Meditation. Manche Ziele sind dieselben, andere unterscheiden sich. Manchmal führt auch derselbe Weg zu unterschiedlichen Erfahrungen.

Erkenntnisse aus den Erfahrungen in der Meditation sind nie rein intellektueller Natur. Nur durch das intuitive Verstehen, durch direkte Erfahrung oder Beobachtung, ist es möglich, bewusster zu erkennen und weiser zu handeln und so schädigende Emotionen und Verhaltensweisen zu überwinden. So ist das Produkt der Meditation dann doch Glück, jedoch ein wahres, von innen entstehendes, auch in schweren Zeiten, denn Schmerz und Unangehemes gehört zum Leben. Leid und Glück sind jedoch optional und in bewussten Momenten ist ein Mensch fähig, mittels Liebe und Mitgefühl Energie aufzubringen, um Dinge zum Besseren zu wenden. Die Fähigkeit zur akzeptierenden Gelassenheit, in der Meditation geübt, kommt bei diesem Prozess nützlich zugute. Hinzu wächst die Weisheit zu erkennen, was geändert und was nicht geändert werden kann. Diese Fähigkeiten zu entwickeln, dies sollte Ziel der Meditation sein. Laut einem buddhistischen Lehrer sei hierzu jeder Mensch fähig und dies in realistisch umsetzbarer Zeit. Meditationsanleitungen sind demnach als Anleitungen zum Erlernen eines Handwerks an Fähigkeiten zu verstehen. Das Handwerk im Leben kreativ einzusetzen, darin besteht die Kunst und Meisterschaft des Einzelnen.

 

Quellen:

- Culadasa, John Yates (2017) Handbuch Meditation, S. 10-13.

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