Nichtmenschliche Tiere, im Folgenden Tiere genannt, empfinden ebenfalls Emotionen. Sie werden für Wissenschaftler durch Beobachtung der Mimik oder durch Messen von physiologischen Parametern erkennbar.
Gefühle als kognitive und subjektive Interpretationen sind bei Tieren den Messmethoden nur schwer bis gar nicht zugänglich. Dies schließt ihr Vorhandensein jedoch nicht aus. Um Gefühle empfinden zu können, bräuchten Tiere entsprechende kognitive wie bewusste Anteile. Wird angenommen, dass ähnlich gebaute Spezies vergleichbare Wahrnehmungen haben, dann können wir aufgrund sinnlicher Gemeinsamkeiten auf das Vorhandensein von Gefühlen bei anderen Spezies schließen.
Es wird postuliert, dass es höchst unvernünftig sei, subjektiven Erfahrungen von Emotionen bei anderen Tieren auszuschließen. Wichtig ist, dass sich subjektive Erfahrungen wahrscheinlich zwischen Arten und auch zwischen Individuen innerhalb einer Art unterscheiden. Jede Spezies hat sich unter spezifischem Selektionsdruck der Umwelt entwickelt und verfügt über einen Körper und ein Gehirn, die in ihrer Form einzigartig sind. Einige Arten, wie Schimpansen und Menschen, sind sich jedoch relativ ähnlich, da sie eine lange gemeinsame Evolutionsgeschichte haben. Die Art und Weise, wie sich Emotionen bei Menschen und Affen manifestieren, ist ebenfalls sehr ähnlich, einschließlich homologer Gesichtsausdrücke.
Was Gefühle betrifft, so wissen wir introspektiv, dass wir sie selbst erleben. Dies ist jedoch der einzige direkte Beweis, den wir haben. Gefühle sind von außen nicht sichtbar, weshalb sie bei nonverbalen Organismen oft geleugnet werden.
Gefühle sind höchstwahrscheinlich ähnlich, wenn sich die evolutionären Pfade überschneiden. Ähnlich wie die einzigartigen evolutionären Pfade der verschiedenen Arten haben auch die Individuen innerhalb einer Art alle ihre eigenen Entwicklungswege, die den Körper und das und Gehirn in Form und Leistung formen. Wir erwarten daher intraspezifische Unterschiede in der Art und Weise, wie sich Gefühle manifestieren. Wir werden nie wissen, wie es ist, eine Fledermaus zu sein, aber wir werden auch nicht genau wissen, wie es ist, unser Nachbar zu sein. Gefühle sind bei anderen Arten schwer nachzuweisen, da sie ihre inneren Zustände nicht verbal mitteilen können. Es wäre jedoch naiv zu glauben, dass Menschen immer wissen, was sie fühlen. Viele Menschen suchen einen Therapeuten auf, um das herauszufinden. Außerdem reagieren Menschen wahrscheinlich so, wie sie es für sozial wünschenswert halten wünschenswert erachten, was es schwierig macht, die tatsächlich empfundene Gefühle bei Menschen zu messen.
Wissenschaftlich kann bisher nicht nachgewiesen werden, ob alle Tiere mit Rückenmark Gefühle haben. Aber die Beteiligung solcher Strukturen, die bei Wirbeltieren sehr konserviert sind, lässt Zweifel an der Betonung der Einzigartigkeit des Menschen. Das menschliche Gehirn ist kaum kategorisch verschieden von anderen Gehirnen. Dennoch leugnen wir nicht, dass das menschliche Gehirn über Eigenschaften verfügt, die anderen Arten fehlen und dass diese einzigartigen Strukturen emotionale Erfahrungen verändern können. Zugleich gilt dies auch für andere Arten da alle Arten einzigartige Gehirne haben.
Möchte man Rückschlüsse auf Emotionen oder Gefühle bei Tieren schließen, so gibt es verschiedene Ansätze wie die Messung emotionaler Gesichtsausdrücke von Tieren, Körperausdrücke und physiologische Erregung, messbar mit Hilfe von Thermografie, Pupillometrie, Herzfrequenzmessungen, Hormonspiegel und dergleichen. Somit können Emotionen wissenschaftlich untersucht werden. Eine Messung von Gefühlen ist uns bei Mensch wie Tier derzeit immer noch unzulänglich. Sichtbare Emotionen zu untersuchen erleichtert den Vergleich zwischen Menschen und anderen Spezies und führt uns weg von der Unzuverlässigkeit der Introspektion.
Vielleicht sollte es auch nicht immer darum gehen, ob die postulierten Variablen bekannt sind. Man verlangt auch nicht von einem Astronomen, dass er die Schwerkraft, die unsichtbar ist, erklärt, um Planetenbewegungen zu erklären. Die Wissenschaft ist voll von postulierten intervenierenden Variablen um beobachteten Phänomenen einen Sinn zu geben. Die Unsichtbarkeit der tierischen Gefühle ist kein gutes Argument gegen sie.
Wenn wir ein typisch menschliches Phänomen nehmen und die Frage stellen, ob es beispielsweise auch bei Schimpansen auftritt, ist es wahrscheinlicher, dass dieses Verhalten uns besser charakterisiert als sie. Die Literatur zum Tierverhalten ist voll von Beispielen wo wir Tiere aufgrund menschlicher Testvorlieben falsch eingeschätzt haben. Dabei übersehen wir die Einzigartigkeit anderer Arten. Vielleicht sollten wir auch die Perspektive der Tiere stärker einnehmen, wenn wir Fragen stellen.[1]
[1] Vgl. Kret et al. (2022) My Fear Is Not, and Never Will Be, Your Fear: On Emotions and Feelings in Animals, Affect Sci 3(1):182-189.
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